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August 2024

Lüneburgs erster Aktionstag Arbeit inklusiv

20 Institutionen organisieren Infotag am 29. August

Arbeitgebende und Arbeitnehmende erzählen, wie Arbeiten mit einer Erkrankung oder Behinderung gelingen kann - Institutionen informieren über Förderungen und Unterstützungen

Lüneburg. Arbeiten mit einer Erkrankung oder einer Behinderung: Wie gut das funktionieren und was dabei helfen kann, darum geht es beim ersten Lüneburger „Aktionstag Arbeit inklusiv“. 20 Institutionen aus dem Arbeitskreis Arbeit haben sich zusammengetan, um die erste Veranstaltung dieser Art in der Region auf die Beine zu stellen. „Wir wollen zeigen, dass wir Teil der Lösung sein können“, sagt Katja Zobel aus dem Organisationsteam.

„Wir wollen das Thema ganz groß präsentieren, denn wir sind überzeugt: Arbeit mit Beeinträchtigung ist ein Thema der Zukunft. Wir können Nischen bedienen, die mit anderen Arbeitskräften nicht mehr zu füllen sind“, sagt Zobel für das Team. „Es gibt etliche Möglichkeiten der Unterstützung und auch finanziellen Förderung, die es nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich attraktiv machen, einen Menschen mit einer Beeinträchtigung einzustellen und dauerhaft zu beschäftigen.“

Beim geplanten Aktionstag informieren nicht nur alle mit dem Thema beschäftigten Institutionen der Region über Unterstützungsangebote, Förderungen und Zuschüsse. Sondern es berichten sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende, welche Lösungen sie selbst gefunden haben und wie gut es bei ihnen funktioniert.

Zum Beispiel Manuela Liekefeld: Als die heute 44-Jährige vor acht Jahren aufgrund einer Thrombose ihren linken Unterarm verlor, wusste niemand, ob sie wieder arbeiten können wird. „Wir konnten uns gar nicht vorstellen, wie das gehen soll“, erinnert sich ihr Chef Jörg Dittmer. Doch Manuela Liekefeld wollte unbedingt zurück in ihre „Kaufland“-Filiale, und gemeinsam fanden die beiden eine Lösung.
„Ich liebe den Einzelhandel, es ist einfach mein Traumberuf“, sagt die Lüneburgerin. Während der Wiedereingliederung probierte sie verschiedene Bereiche aus und arbeitet jetzt teilweise an der Kasse. „Die Kunden finden es genial, und Kinder sprechen mich ganz direkt auf meine Prothese an, sie nennen mich Iron Woman.“
Jörg Dittmer (43) ist froh, seine Mitarbeiterin nicht verloren zu haben wie anfangs befürchtet. „Wichtig ist, dass beide Seiten offen sind, Dinge zu verändern und zu sehen, was möglich ist. Ich hätte nie gedacht, dass das alles so gut funktioniert. Das ist einfach toll.“

Ebenfalls beim Aktionstag dabei sein werden Hanna Kruse, Geschäftsführerin der Bäckerei Kruse, und ihre Mitarbeiterin Karina Moritz. Dass sie ein bisschen anders ist als andere, hat Karina Moritz schon früh in ihrem Leben gemerkt. Warum das so ist, weiß sie aber erst seit vier Jahren. Da erhielt sie die Diagnose Asperger Autismus. „Seitdem ist es leichter“, sagt die 48-Jährige. „Ich weiß jetzt, woran es liegt, wenn es mal hakt. Ich bin viel zufriedener in meinem Leben und bei der Arbeit.“
Geschäftsführerin Hanna Kruse (34) betont, dass alle zusammen eine Lösung suchten und fanden: „Es lohnt sich, nicht gleich aufzugeben. Durch ihre Besonderheit hat Karina auch große Stärken. Ich kann mich voll auf Karina verlassen. Sie gehört dazu. Ich bin total stolz auf Karina und das ganze Team.“

Was der Maschinenbauer Salmatec aus Gödenstorf tat, um seinen Schweißer Jens Kämmerer auch mit dessen Erkrankung Multiple Sklerose beschäftigen zu können, wird Timo Müller berichten: Der Schweißtisch ist hydraulisch höhenverstellbar, das Bauteil ist drehbar. Außerdem stehen Kämmerer (46) statt wie üblich 30 Minuten nun 60 Minuten Mittagspause zu – und es steht ein extra eingerichteter Ruheraum mit Bett für einen Mittagsschlaf bereit. „So eine Krankheit kann jeden treffen“, sagt Timo Müller (25), verantwortlich für Marktentwicklung und Personal. „Wir wollen unseren Mitarbeitenden eine faire Chance geben und ihnen die Sicherheit geben, dass der Arbeitgeber auch in solchen Situationen an ihrer Seite ist und sie unterstützt.“ Jens Kämmerer weiß das zu schätzen: „Welche Firma macht das schon? Ich werde wertgeschätzt, und ganz ehrlich: Eine Arbeit im Büro hätte ich mir nicht vorstellen können.“

Die New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie AG (NYH) hat eine ausgelagerte Arbeitsgruppe für das Verpacken von Kämmen und Bürsten beauftragt, die direkt vor Ort in der Fabrik arbeitet. „Für uns ist das ideal“, sagt NYH-Vorstand Bernd Menzel. „Ich war von der ersten Sekunde an begeistert. Die Konditionen sind fair, wir behalten den Prozess im eigenen Hause und erfahren auch, wenn es Probleme gibt.“ Eine ungeplante positive Außenwirkung hat der Auftrag ebenfalls: „Unsere Kunden bekommen mit, wie das hier läuft und finden es total klasse“, erzählt Menzel. „Da bekomme ich Gänsehaut.“

Welche Förderungen und Zuschüsse die Betriebe erhalten haben für die getroffenen Maßnahmen, darüber werden Ansprechpersonen der jeweiligen Institutionen Auskunft geben. Zielgruppe des Aktionstages sind sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende. Katja Zobel sagt für das Organisationsteam: „Wir freuen uns über jede und jeden, der und die sich mit dem Thema beschäftigen möchte und Fragen an uns hat.“

Der „Aktionstag Arbeit inklusiv“ findet statt am Donnerstag, 29. August, im Museum Lüneburg, Raum m. Der Zugang erfolgt über die Wandrahmstraße. Von 13 bis 18 Uhr sind Kurzvorträge und Gespräche an den Infoständen geplant, von 18 bis 19 Uhr ein Get-together. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei, ein freies Kommen und Gehen ist möglich.


Schirmherrin des Aktionstages ist die Erste Kreisrätin Yvonne Hobro. Gefördert wird die Veranstaltung von der Aktion Mensch.


Mit Infoständen vertreten sein werden: Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen, Jobcenter der Landkreise Lüneburg und Harburg, Integrationsfachdienst (IFD) Lüneburg, Neue Arbeit Lüneburg gGmbH, Inklusionsnetzwerk und Bildungsberatung Lüneburg, Salo + Partner Berufliche Rehabilitation Lüneburg, Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), Anlaufstelle Perspektive Arbeit & Gesundheit (PAG) Metropolregion Hamburg, Deutsche Rentenversicherung Bund, Medizinische und berufliche Rehabilitation im Bereich psychischer Erkrankung (RPK) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Heide-Wendland, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) Lüneburg, INN-tegrativ gGmbH Lüneburg, Loewe-Stiftung gGmbH, Berufliches Trainingszentrum Lüneburg, Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gGmbH, Niedersächsisches Landesamt für Soziales, Jugend und Familie - Integrationsamt, N-Bank - Inklusionsbetriebe, Heyho GmbH, Leuphana Universität Lüneburg, Arbeitgeberverband Lüneburg-Nordostniedersachsen e.V..

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