Neuer Job für einen Tag
Für Teilhabe und Vielfalt: Lebenshilfe-Werkstatt Tostedt machte bei der Aktion „Schichtwechsel“ mit
„In bester Gesellschaft“: Unter diesem Motto stand heute (12. Oktober) die bundesweite Aktion „Schichtwechsel“. Auch die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg beteiligte sich: Drei Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt in Tostedt lernten den Filter-Hersteller Riensch & Held in Hamburg-Allermöhe kennen. Im Gegenzug wechselte ein Mitarbeiter von dort in die Montage in Tostedt.
Anke Schmude bereitet an einer großen Maschine Kunststoff-Halterungen mit Staubsaugerfiltern vor. Ricardo Ramm sorgt für Nachschub an einer anderen Fertigungsstation. Und im Lager steuert Nils Hanke, der über einen Stapler-Schein verfügt, mit ruhiger Hand einen Querstapler. Konzentrierter Blick, nur noch wenige Zentimeter, dann hat er die Palette auf den vorgesehenen Platz im Hochregal gehoben.
Die drei Beschäftigen aus der Lebenshilfe-Werkstatt in Tostedt sind für einen Tag ins Hamburger Unternehmen Riensch & Held gewechselt. Zur gleichen Zeit steht in Tostedt Axel Dreger in der Montagehalle. Er ist Mitarbeiter bei Riensch & Held – doch jetzt packt er in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen mit an.
Bundesweit haben heute Werkstatt-Beschäftigte ihren Job getauscht mit Mitarbeitenden aus Unternehmen, Handwerksbetrieben, Supermärkten, Pflege-Einrichtungen oder Verwaltungen. Prominentester Teilnehmer in Niedersachsen war Ministerpräsident Stephan Weil: Er arbeitete in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Hannover mit.
„Mit Aktionen wie ‚Schichtwechsel‘ können wir zeigen, wie viel Positives die Werkstätten für Menschen mit Behinderung leisten“, betont Bereichsleiterin Katja Zobel von der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. „Wir qualifizieren unsere Mitarbeitenden und vermitteln auch auf den ersten Arbeitsmarkt. Aber das ist viel zu wenig bekannt.“
Die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg bietet rund 900 Werkstatt-Plätze an sechs Standorten in beiden Landkreisen. Zur Werkstatt in Tostedt gehören Montage, Küche, Wäscherei, Garten- und Landschaftsbau sowie dauerhafte Außengruppen in den Museen am Kiekeberg und in Wennerstorf. Filter-Hersteller Riensch & Held ist der Werkstatt schon seit Jahrzehnten verbunden. Die Aufträge reichen von einfachen Tätigkeiten bis zu komplexen Anforderungen und sichern dauerhaft Beschäftigung und Förderung für rund 40 Menschen mit Handicap.
„Vom Perspektivwechsel profitieren beide Seiten“, unterstreicht Katja Zobel. „Bei uns erfahren die Tauschpartner, wie wichtig Werkstätten für die Teilhabe am Arbeitsleben und für die Eingliederung sind.“ Das Bild der „beschützten Einrichtung“, wo Beschäftigte nur einfachste Tätigkeiten ausführen, seit längst überholt, so die Bereichsleiterin. „Und die Werkstatt-Beschäftigten erleben voller Stolz, dass sie mit vielen ihrer Fähigkeiten auch auf dem ersten Arbeitsmarkt bestehen können.“
Initiator von „Schichtwechsel“ ist die bundesweite Dachorganisation der Werkstätten (BAG WfbM). „Wir setzen damit ein starkes Zeichen für Offenheit und Vielfalt in der Arbeitswelt“, sagt Vorstands-Chef Martin Berg. Die Aktion solle verdeutlichen, dass „Menschen mit Behinderungen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind und Werkstätten nur gemeinsam mit anderen Unternehmen Inklusion vorantreiben können“, so Berg.
Bundesweit sind mehr als 300.000 Menschen mit Behinderung in Werkstätten beschäftigt. In Niedersachsen sind es rund 31.000. Begonnen hat die Aktion „Schichtwechsel“ in Berlin. Bundesweit fand sie erstmals 2019 statt, in den folgenden Corona-Jahren war sie dann aber ausgesetzt.
Kontakt
Katja Zobel, Bereichsleitung WfbM
Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH
Vrestorfer Weg 1, 21339 Lüneburg
Tel. 0 41 31 - 30 18 79
Mobil 0 15 20 - 90 30 549
Fax 0 41 31 - 30 18 82
Web www.lhlh.org
Lüneburg, den 12. Oktober 2023
